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Geschichte der Schmalspurbahn

Sachsen schaut auf über 130 Jahre Schmalspurbahngeschichte zurück

Einst war das sächsische Streckennetz das größte Schmalspurbahnsystem in Deutschland. Erfahren Sie mehr über die Erfolgsgeschichte der Dampfbahnen für die industrielle Entwicklung Sachsens, die schwierigen Jahre nach der Wirtschaftskrise und die Wiederbelebung zur touristischen Nutzung heute.

Für die wirtschaftliche Entwicklung Sachsens stellten die Schmalspurbahnen einen entscheidenden Erfolgsfaktor dar. Sie verbanden ländliche Regionen mit Industriegebieten und förderten somit die industrielle Entwicklung.

Schon Ende des 19. Jahrhundert war das sächsische Eisenbahnnetz auf weite Teile des Landes ausgedehnt. Einschränkungen im weiteren Ausbau der Eisenbahnstrecken entstanden jedoch durch das bergige Relief in Sachsen, welches den Einsatz regelspuriger Bahnen vor allem finanziell erschwerte. Die Entscheidung für die Nutzung der Schmalspurbahn garantierte die Erweiterung des Bahnnetzes in ganz Sachsen.

Nach der Eröffnung der ersten schmalspurigen Eisenbahnstrecke Wilkau-Hasslau-Kirchberg 1881, entstand in den Folgejahren eine Vielzahl von Strecken. Diese wurden überwiegend als Schmalspurbahnen gebaut. Regelspurige Bahnstrecken wurden nur noch zur Verbindung von bereits bestehenden Bahnen errichtet. Besonders im Erzgebirge erwiesen sich die Schmalspurbahnen als entscheidend für die Industrialisierung, denn sie ermöglichten den kleinen Betrieben in den engen Erzgebirgstalern eine Anschluss an das umfassende Eisenbahnnetz.

Die Wirtschaftskrise am Ende der 1920er Jahre beeinträchtigte auch den Betrieb der Schmalspurbahnen. Ursachen dafür waren sowohl die Inflation als auch die steigenden Kosten für Bahnbetrieb und Personal. Mit der Einführung moderner Einheitswagen, welche mit Dampfheizung, elektrischer Beleuchtung, Saugluftbremse und halbautomatische Kupplung ausgestattet waren, sollte der Fahrgast bequemer und vor allem häufiger reisen können.

Die technische Weiterentwicklung der Schmalspurbahnen wurde während der Jahre des Zweiten Weltkrieges weitestgehend unterbrochen, da das Personal für den Kriegsdienst eingezogen wurde. Im letzten Kriegsjahr 1945 wurde der Zugverkehr auf den Schmalspurbahnen in Sachsen vollständig eingestellt. Erst nach dem Krieg wurde das Schmalspurbahnnetz Schritt für Schritt wieder aufgebaut. Erschwert wurde dies durch die oftmals heruntergewirtschafteten Fahrzeuge und die Abgabe einiger der modernsten Lokomotiven an die Sowjetunion als Teil der Reparationsleistung.

Im Erzgebirge konnte durch den Uranabbau die Verkehrsleistung der Schmalspurbahnen kurzfristig gesteigert werden. Diese ermöglichten den Arbeitern den Transport in die Bergwerke. Moderne Buslinien lösten jedoch schon bald den Schmalspurbahnverkehr ab und die Strecken wurden zunehmend vernachlässigt. Auch wenn in den 1960er Jahren die Gleise auf einigen Strecken erneuert wurden, so beschloss das Ministerium 1964 die Stilllegung aller Schmalspurstrecken bis 1975. Der Fortbestand der Strecken hätte einer umfangreichen Erneuerung der Fahrzeuge und Anlagen bedurft, für das jegliche ökonomische und technische Kapazität fehlte.

Erst 1974 wurden sieben Schmalspurbahnen wieder belebt und als Denkmale der Verkehrsgeschichte ausgewählt. Neben diesen touristischen Bahnen waren noch sechs Schmalspurbahnen im Personen- und Güterverkehr in Betrieb. Die zur vollständigen Erhaltung vorgesehenen Strecken wurden ab 1977 schrittweise modernisiert und die Wagen umgebaut. Bis 1989 wurde etwa die Hälfte aller Gleisanlagen erneuert und fast alle Fahrzeuge auf Druckluftbremse umgestellt.

Nach der Friedlichen Revolution sollten die Schmalspurbahnstrecken zu einem großen Teil stillgelegt oder privatisiert werden. Eisenbahnliebhaber und zahlreiche Vereine erreichten in den frühen 1990er Jahren den Aufbau von Teilabschnitten einiger Strecken. Insbesondere die Strecke der Preßnitztalbahn wurde zu einer beeindruckenden Museumsbahnstrecke ausgebaut.

Derzeit werden die noch im Regelbetrieb befindlichen Schmalspurbahnen in Sachsen von den Eisenbahnverkehrsunternehmen Sächsische Dampfeisenbahngesellschaft mbH (SDG, vormals BVO-Bahn), Sächsisch-Oberlausitzer Eisenbahngesellschaft mbH (SOEG) und der Döllnitzbahn GmbH betrieben.

Zu den fünf verbliebenen und täglich betriebenen Strecken in Sachsen gehören:

  • Sächsische Dampfeisenbahngesellschaft (SDG)
    • Cranzahl-Kurort Oberwiesenthal (Fichtelbergbahn)
    • Radebeul Ost-Radeburg (Lößnitzgrundbahn)
    • Freital-Hainsberg-Kurort Kipsdorf (Weißeritztalbahn)
  •  Sächsisch-Oberlausitzer Eisenbahngesellschaft (SOEG)
    • Zittau-Kurort Oybin/ Kurort Jonsdorf (Zittauer Schmalspurbahn)
  • Döllnitztalbahn
    • Oschatz-Mügeln-Kemmlitz/ Glossen

Außerdem gibt es derzeit drei Museumsbahnen, welche ehrenamtlich betrieben werden: Die Preßnitztalbahn (Steinbach–Jöhstadt), die Museumsbahn Schönheide (Schönheide–Stützengrün), beide im Erzgebirgskreis gelegen, sowie die Muskauer Waldeisenbahn, welche im Nordosten Sachsens auf einer Spurweite von 600 mm verkehrt.

Des Weiteren kann man in Sachsen fünf Museumsbahnhöfe besichtigen. Im Erzgebirgskreis ist dies in Oberrittersgrün mit dem Sächsischen Schmalspurbahnmuseum sowie in Schönheide Süd und Carlsfeld der Fall. Im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge findet man sowohl in Wilsdruff als auch in Lohsdorf museale Bahnhofsanlagen, die im Rahmen von Sonderveranstaltungen genutzt werden.

Rechnet man die Strecken der verbliebenen Linien zusammen, erreichen sie immerhin auch heute noch eine Länge von knapp 100 Kilometern.

130 Jahre Weißeritztalbahn

Dampfende Lok fährt über einen Bahnübergang.
Die Weißeritztalbahn startet im sächsischen Freital-Hainsberg unter vollem Dampf zu einer Fahrt ins Ost-Erzgebirge.  © dpa-Bildfunk

Seit 130 Jahren schnauft die Weißeritztalbahn schon durch den Rabenauer Grund, das wildromantische Tal der Roten Weißeritz bei Rabenau, vorbei an der Talsperre Malter nach Kipsdorf, einem Wintersport-Ziel im Osterzgebirge. Für Fans historischer Dampflokomotiven, Wanderer im Rabenauer Grund und der Dippoldiswalder Heide, Badegäste der Talsperre Malter und Wintersportler in Kipsdorf hat sich die »Bimmelbahn« längst zum Verkehrsmittel der Wahl entwickelt.

Auf dem ersten Teilabschnitt der Strecke von Freital–Dippoldiswalde fährt die Schmalspurbahn sogar schon länger als 130 Jahre, da dieser schon 1882 eröffnet wurde. Der zweite Teilabschnitt wurde ein Jahr später in Betrieb genommen. Die vorwiegend historischen Dampflokomotiven überwinden auf der gesamten Strecke von 26,3 km einen Höhenunterschied von 350 Metern, halten an 13 Bahnhöfen und überqueren 34 Brücken.

Nach der Fertigstellung 1883 machte die Schmalspurbahn der industriellen Entwicklung und dem Tourismus im Tal der Roten Weißeritz ordentlich Dampf. Viele Unternehmen siedelten sich an und ließen Güter auf der Schiene transportieren. Hotels, Pensionen und Gasthöfe entstanden und empfingen die zahlreichen Erholungsgäste. Die Weißeritztalbahn dampft nach wie vor, aber nur für den Tourismus.

Das Jahrhundert-Hochwasser 2002 setzte der historischen Bahn heftig zu. Die Fluten der Roten Weißeritz unterspülten Gleisanlagen, schwemmten teilweise die Schienen weg und zerstörten Gebäude der Bahn.

Mithilfe von Spendengeldern konnte der Streckenabschnitt zwischen Freital–Hainsberg und Dippoldiswalde bereits wieder in Stand gesetzt werden. Nach längerem Wiederaufbau wurde der zweite Streckenabschnitt bis zum Kurort Kippsdorf am 17. Juni 2017 wieder in Betrieb genommen.

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